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Zwangsarbeiter:innen
Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge leisteten bis 1945 etwa 13 Millionen Menschen aus dem Ausland Zwangsarbeit im Deutschen Reich – und noch einmal ebenso viele in den von Deutschland besetzten Gebieten. Etwa 2,7 Millionen Menschen, vor allem sowjetische Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus allen Teilen Europas, überlebten die Zwangsarbeit im Deutschen Reich nicht.
Sofort nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurden polnische Kriegsgefangene zur Arbeit in der deutschen Kriegswirtschaft herangezogen. Anfängliche Anwerbungsversuche von zivilen Arbeits-kräften hatten geringen Erfolg. Der Übergang zwischen zunächst freiwillig geschlossenen Arbeitsverhältnissen und zwangsweiser -Rekrutierung verlief fließend. Wenige Wochen später verschleppten die Deutschen bereits Männer, Frauen und Kinder aus Polen als zivile Zwangsarbeitskräfte. Auch KZ-Häftlinge leisteten Zwangsarbeit und litten wie die Kriegsgefangenen unter besonders schweren Bedingungen.
Anfang der 1940er Jahre war die Zwangsarbeit zu einem Massenphänomen geworden, mit dem fast jede und jeder Deutsche in Kontakt kam. Es war ein überwiegend öffentliches Verbrechen, das nahezu überall stattfand: in staatlichen Institutionen, der Industrie, in Konzentrationslagern, in Handwerk und Landwirtschaft, in kirchlichen Einrichtungen und privaten Haushalten. Die Erfahrungen und Schicksale sind entsprechend vielfältig. Viele zivile Zwangsarbeiter:innen nahmen, wenn auch eingeschränkt, z. B. durch die rassistischen „Polenerlasse“, am sozialen und alltäglichen Leben ihres Einsatzorts teil, und viele wurden mit unmenschlicher Arbeit, Hunger und Schlägen zu Tode gequält.