Emanuel Baumöhl

Lebensstationen eines jüdischen Jungen aus Pirmasens: Emanuel Baumöhl

Wegen der polnischen Wurzeln seines Vaters wurde der Pirmasenser jüdische Junge Emanuel Baumöhl im Alter von 10 Jahren nach Polen deportiert. Nachdem er Ghetto und Zwangsarbeit im Reich überlebt hatte, arbeitete er hart, um nach dem Krieg als Displaced Person die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen.

Emanuel Baumöhl wurde 1928 in Pirmasens geboren. Er hatte einen aus Polen stammenden Vater, Berich Süsser. Seine Mutter war die zweite Frau seines Vaters, eine aus Kleinhausen stammende Katholikin, die vor der Heirat zum Judentum konvertierte. Aus der ersten Ehe seines Vaters hatte Emanuel vier Geschwister. Die Nationalsozialisten erkannten die von einem Rabbiner geschlossene Ehe von Berichs Eltern in Polen nicht an, und so musste die Familie den Namen von Berichs Mutter – Baumöhl – annehmen. 

Ende Oktober 1938 wurde die Familie Opfer der ersten großen Vertreibung von Jüdinnen und Juden aus Deutschland. Tausende Familien wie die Baumöhls, die schon lange in Deutschland lebten, aber die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, mussten plötzlich ihr Zuhause verlassen. Sie wurden im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ nach Polen deportiert und einfach über die Grenze getrieben.

Die Familie Baumöhl erreichte schließlich Rawa-Ruska in Ostpolen, Berichs Geburtsstadt. In der ersten Septemberhälfte 1939 besetzte das Deutsche Reich West- und Zentralpolen – der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Am 17. September 1939 marschierte die Sowjetunion in Ostpolen ein, gemäß des Hitler-Stalinpaktes. Im Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion. Die Deutschen richteten in Rawa-Ruska im Herbst 1942 ein jüdisches Ghetto ein. Dort wurden vor den Augen des 14jährigen Emanuel und seiner Mutter sein Vater Berich und sein Bruder Obed von einem 18jährigen SS-Mann erschossen.

Emanuel und seiner Mutter Anna gelang die Flucht, in vier Monaten über die Karpaten nach Deutschland zu Annas Schwester in Ixheim. Drei Tage später wurden sie verhaftet und zur Zwangsarbeit eingeteilt. Anna Baumöhl musste im nahgelegenen Althornbach arbeiten, durfte aber bei ihrer Schwester leben. Emanuel kam zum Landwirt Max Teuscher in die Zweibrücker Gutentalstraße. Bis Ende 1945 blieb er bei Familie Teuscher und fand zunächst Arbeit in Dorndorf.

Als er nach dem Krieg Isolde Jost kennenlernte, half sie ihm seine Schulbildung nachzuholen. 1948 fand er einen Ausbildungsplatz und schließlich eine feste Stelle. Heiraten konnten sie erst 1952, denn nach dem Krieg wurde Emanuel als staatenlose Displaced Person geführt. Durch eine Heirat hätte Isolde ihre deutsche Staatsbürgerschaft verloren. So warteten die beiden mit ihrer Hochzeit, bis Emanuel die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Sie bekamen zwei Töchter und wohnten bis zu ihrem Lebensende im Saarland.