Krystyna Kaplan
Krystyna Kaplan – Eine polnische Schülerin als Zwangsarbeiterin im Deutschen Reich
Nachdem in den 1930er Jahren vermehrt Männer Zwangsarbeit leisten mussten, forderte Herman Göring im November 1939 die deutschen Arbeitsverwaltungen in Polen auf, insbesondere polnische junge Mädchen zur Zwangsarbeit zu deportieren. Eines dieser verschleppten polnischen Mädchen ist Krystyna Kaplan.
Krystyna Kaplan, geboren am 17. Mai 1927 in Radomsko, wurde als Schülerin ins Deutsche Reich verschleppt. Spätestens Ende Juni 1943 leistete sie Zwangsarbeit im pfälzischen Edenkoben und wohnt dort im „Lager Villa“.
Während ihrer Zeit in Edenkoben wurde die 16-Jährige drei Wochen unter anderem wegen Riss- und Quetschwunden behandelt. Die Länge der Krankheit lässt auf schwere Verletzungen schließen, da Zwangsarbeiter:innen nicht lange ausfallen sollten.
Wenige Tage nach ihrer Behandlung in Edenkoben trifft Krystyna Kaplan ab dem 22. September 1943 als Zwangsarbeiterin bei den „Röchlingschen Eisen- und Stahlwerken“ in der Völklinger Hütte ein. In welchem der vielen Lager für die mehreren Tausend Zwangsarbeitskräfte sie untergebracht war, ist nicht bekannt. Im Januar 1944 wurde sie, gemeinsam mit Zofia Schulz, zu drei Wochen „Arbeitserziehungslager“ Etzenhofen in Köllerbach verurteilt. Die beiden Polinnen hatten in ihrer Freizeit unerlaubt das Kreisgebiet verlassen, um ins 130 Kilometer entfernte Edenkoben zu fahren, wo auch Schulz zuvor Zwangsarbeit geleistet hatte. Im „Arbeitserziehungslager“ sah sich die 16jährige mit schlimmen Lebens- und Arbeitsbedingungen konfrontiert.
Nach der geleisteten Strafe kam sie zunächst wieder an ihren alten Arbeitsplatz in der Völklinger Hütte. Im Zuge der „Evakuierung“ des Saarlands durch die Nationalsozialisten Ende 1944 wurden auch die Stahlwerke geräumt und es blieb nur eine Notbelegschaft in der Hütte. Wie genau die Zwangsarbeiter:innen aus Völklingen abzogen, ist noch nicht vollständig geklärt. Kurz darauf, am 5. Dezember 1944, kam Krystyna Kaplan zunächst ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, von wo aus sie am 7. März 1945 ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert wurde.
Bild: Arolsen Archives, https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130115552
Im Stammlager Mauthausen verblieb sie nur etwa zwei Wochen, bis sie am 20. März 1945 ins Außenlager Amstetten gebracht wurde. Sie erlebte die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen Anfang Mai, verstarb aber wahrscheinlich bereits im Juni 1945. Zu ihrer Familie gibt es abgesehen vom Vornamen ihres Vaters keine Angaben.
Stadtarchiv Völklingen