Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz

Von Oranienburg an die Nahe: ein Mahnmal für die Opfer aus dem KZ Sachsenhausen

Auf dem Hauptfriedhof in Bad Kreuznach steht seit 1954 ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Hier liegen 28 namentlich identifizierte KZ-Häftlinge und zehn weitere unbekannte Opfer begraben.

Aus dem KZ auf die Eisenbahnbaustelle

In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurden in unterschiedlichen Konzentrationslagern Eisenbahnbaubrigaden aus je 504 Häftlingen aufgestellt und an diversen Orten eingesetzt. Sie wurden dazu gezwungen, die durch alliierte Bomben unterbrochenen Gleise in Stand zu setzen. Untergebracht waren die Häftlinge in Eisenbahnwagen mit Holzpritschen. Die 12. SS-Eisenbahnbaubrigade kam aus dem nördlich von Berlin in Oranienburg gelegenen Konzentrationslager Sachsenhausen. Sie wurde schließlich auch nach Bad Kreuznach geführt, um Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke nach Bad Münster am Stein zu verrichten. Die Arbeit der KZ-Häftlinge, darunter auch Polen, war sehr gefährlich; dazu kamen ihre äußerst schlechte Unterbringung und Versorgung, viele starben. Als die Brigade weiterzog, wurden 156 erkrankte KZ-Häftlinge als nicht mehr arbeitsfähig von der Brigade getrennt und abtransportiert – in welches Konzentrationslager, lässt sich bisher nicht eindeutig ermitteln. Die Odyssee der Eisenbahnbaubrigade, die bis in die letzten Kriegstage dauerte, kostete zahlreiche weitere Häftlinge das Leben. 

Władysław Zmorczyński war Mitglied der Eisenbahnbau-brigade. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Hauptfriedhof in Bad Kreuznach.

Bild: Arolsen Archives, DocID 77964298.

Vernichtung durch Arbeit

Auf dem Bad Kreuznacher Hauptfriedhof wurden im Sommer 1952 insgesamt 38 Tote beigesetzt, die während des Kriegs auf dem jüdischen Friedhof im nahen Bretzenheim verscharrt worden waren. Die Umbettung geschah auf Initiative des Bad Kreuznacher Widerstandskämpfers Hugo Salzmann (1903–1979) mit dem Ziel, ein Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur zu errichten. Es handelte sich um 28 Angehörige der Eisenbahnbaubrigade und zehn weitere, nicht identifizierbare Tote, vermutlich ebenfalls KZ-Häftlinge. Der Bildhauer Karl Steiner (1908–1984) schuf für den Begräbnisort das im Januar 1954 eingeweihte Mahnmal, 1980 ergänzt durch die Tafeln mit den 28 Namen. Dort liegen sieben Franzosen, zwei Belgier, drei Polen, ein Ungar, sieben Niederländer, ein Italiener und sieben Deutsche. Sie waren Opfer der Lebens- und Arbeitsbedingungen und völlig unzureichender medizinischer Versorgung in der Eisenbahnbaubrigade. Ihr Tod wurde billigend in Kauf genommen.

Das 1954 errichtete Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur auf dem Hauptfriedhof von Bad Kreuznach. 

Bild: Julia Röttjer, 2021.

 „Zur Linken und Rechten ruht der Rest der noch nicht identifizierten vielen Opfer, die zurückbleiben mussten, nicht in heimatlicher Erde ruhen konnten – […] – aus Deutschland und allen europäischen Staaten. Sie kamen Ende 1944 als ,wanderndes Konzentrationslager‘ aus dem KZ-Lager Oranienburg.“

Hugo Salzmann (1903–1979),
Widerstandskämpfer aus Bad Kreuznach,
bei der Einweihung des Mahnmals 1954
Auch die Namen von drei Polen und ihre Geburtsdaten sind auf einer der beiden Tafeln am Mahnmal festgehalten – Władysław Zmorczyński, Józef Woronowicz und Bolesław Jarmus.

Bild: Julia Röttjer, 2021.