Beckingen, Saarland

Die Erinnerung an Aline Söther und Myrtek Stanowicz

Im September 2015 wurde in Beckingen ein Platz nach Aline Söther benannt. Eine Gedenktafel erinnert an das Schicksal der jungen Frau, die ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert wurde, weil sie mit dem Zwangsarbeiter Myrtek Stanowicz aus Polen eine intime Beziehung eingegangen war. Beide bezahlten den „verbotenen Umgang“ mit ihrem Leben.

Im besetzten Frankreich

Aline Söther wurde am 10. September 1923 in Beckingen (damals Saargebiet) als Tochter des Bergmanns und KPD-Mitglieds Johannes Söther geboren. Durch die Dienstverpflichtung des Vaters siedelte die Familie 1940 zur Bewirtschaftung eines Bauernhofes nach Altdorf (Altroff) ins deutsch besetzte Frankreich über. In den Jahren 1940 bis 1944 stand das Gebiet Lothringen, in dem sich der Ort befand, unter deutscher Verwaltung. Aline Söther arbeitete in dieser Zeit als Landhelferin auf einem nahegelegenen Bauernhof.

Das NS-Regime verschleppte auch Myrtek Stanowicz (Myrtek ist vermutlich eine Kurzform des Vornamens), von Beruf Elektriker, zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft von Polen nach Lothringen. Spätestens im Jahr 1942 lernte er Aline Söther dort kennen. Ihre intime Beziehung ließ sich, als Aline bereits einige Monate schwanger war, nicht mehr verheimlichen.Nachdem die deutschen Behörden Myrtek Stanowicz als Vater des ungeborenen Kindes identifiziert hatten, musste er ständig mit seiner Verhaftung und Hinrichtung rechnen. Eine vermutlich unerträgliche Belastung für den 23-Jährigen, der sich am 5. April 1943 vor den Zug warf und dadurch seiner drohenden Ermordung zuvorkam.

Aline Söther gebar am 23. August 1943 ihre Tochter Rita. Die ersten acht Monate konnte sich die Mutter noch um ihr Kind kümmern, bis sie am 25. April 1944 verhaftet und im August schließlich ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück gebracht wurde. Zwischen Februar und Mai 1945 starb Aline Söther im KZ – entkräftet durch Typhus – im Alter von 21 Jahren.

Ein Ort der Erinnerung

Zwar wurde das Schicksal von Aline Söther und Myrtek Stanowicz nicht in Beckingen besiegelt, aber Aline Söther stammte aus dem Ort und die gemeinsame Tochter wuchs dort später auf. Bis zur Einweihung des Aline-Söther-Platzes mit Gedenktafel in der Talstraße im Jahr 2015 gab es kein sichtbares Gedenken an dieses NS-Verbrechen.

Mit der Schaffung eines Erinnerungsortes gab die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit privaten Initiativen, dem Gedenken an die traumatischen Geschehnisse schließlich einen Platz im öffentlichen Raum. Allerdings liegt der Schwerpunkt der Erinnerung auf Aline Söther, während Myrtek Stanowicz, über den zudem kaum etwas bekannt ist, in den Hintergrund rückt.

Aline-Söther-Platz in der Talstraße.

Bild: Christof Schimsheimer, 2023.

Grünflache mit Parkbank auf dem Aline-Söther-Platz in der Talstraße.

Bild: Christof Schimsheimer, 2023.