Eich, Rheinland-Pfalz
Zwangsarbeit für Justizhäftlinge im „Polenlager“
Im rheinhessischen Eich bei Worms mussten Hunderte polnischer Häftlinge Schwerstarbeit leisten. Heute gibt es in der Gemeinde keine sichtbaren Spuren, die an das „Polenlager“ erinnern.
Lebensumstände im „Polenlager“
Bisher ist die Geschichte des „Polenlagers“ Eich kaum erforscht. Auch an den Orten seiner Außenlager gibt es keine Zeichen, die ausdrücklich an ihr Bestehen erinnern. Das Lager in Eich war neben Dieburg und Nieder-Roden (auch bekannt als „Lager Rollwald“) eines von drei Stammlagern des hessischen Gefangenenlagerkomplexes Rodgau, der von der NS-Justiz betrieben wurde. Zunächst handelte es sich bei dem Lager in Eich um ein Außenlager, das dann aber zum 1. Juni 1942 zum Stammlager III erweitert wurde und von da an dem „Polenstrafvollzug“ diente.
Die mangelhafte Ernährung und unmenschliche Arbeitssituation führten nicht selten zum Tod der Strafgefangenen. Es konnten 23 verstorbene Häftlinge aus Polen nachgewiesen werden. Sie wurden zunächst auf dem Gemeindefriedhof Eich oder in der Eicher Gemarkung bestattet und 1965 umgebettet auf einen Ehrenfriedhof in Bingen Dietersheim.
Unter den Häftlingen des „Polenlagers“ befand sich ein jüdischer Pole: Mordka Fischauf. Von Beruf, so wurde es in den Akten des örtlichen Standesamtes erfasst, war er „Fleischer“ aus dem besetzten „Reichsgau Wartheland“ (Großpolen). Geboren wurde er 1892 etwas weiter östlich, in dem Gebiet, das unter deutscher Besatzung Generalgouvernement genannt wurde. Mordka Fischauf wurde wegen des Vorwurfs des „Schwarzschlachtens“ nach Eich deportiert. Er starb dort am 1. April 1942, die angegebene Todesursache lautete „Darmkatarrh“.
Christof Schimsheimer, 2023.
Bild: Arolsen Archives, DocID 76740055.
Polinnen im Lager
Zu den Besonderheiten des Stammlagers III gehörte, dass in seinen Außenlagern auch Polinnen inhaftiert waren; sie waren damit die einzigen Frauen unter den Strafgefangenen innerhalb des Lagerkomplexes Rodgau. So mussten 100 polnische Zwangsarbeiterinnen im Außenlager Groß-Rohrheim ab dem Frühjahr 1942 für die Agerzellulose GmbH arbeiten.
Bild: Arolsen Archives, DocID 70838999.