Saarbrücken, Saarland
Das ehemalige Gestapo-Lager Neue Bremm – ein internationaler Erinnerungsort
1943 errichtete die Gestapo Saarbrücken an einem beliebten Ausflugsziel an der Grenze zu Frankreich ein „Erweitertes Polizeigefängnis“ für Frauen und Männer. Insgesamt wurden hier etwa 20.000 Menschen inhaftiert. Sie waren Folter und Schikanen ausgesetzt.
Ein Lager für die Saarbrücker Gestapo
Das Lager Neue Bremm am Stadtrand von Saarbrücken wurde zwar verharmlosend als „Erweitertes Polizeigefängnis“ bezeichnet, tatsächlich war es aber ein gezieltes Instrument zur Folter und Misshandlung von Häftlingen. Die Saarbrücker Gestapo hatte am 15. Juli 1943 auf dem Gelände eines zuvor für französische Kriegsgefangene genutzten Lagers das Gefangenenlager für Männer in Betrieb genommen und im Dezember 1943 um ein Frauenlager erweitert. Sie bestimmte über Inhaftierung, Haftdauer, Entlassung oder Deportation in
ein Konzentrationslager, oder die Ermordung der Häftlinge, die verschleiernd als „Sonder-behandlung“ bezeichnet wurde.
Im Männerlager befanden sich durchschnittlich 400 bis 500 Gefangene, im Frauenlager waren es etwa 200, teils bis zu 400. Die Häftlinge kamen auch aus Deutschland, meist aber aus dem Ausland – aus Frankreich, der -Sowjetunion, Polen, Tschechien, Bulgarien, Italien, Spanien, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Die „Neue Bremm“ diente auch als „Arbeitserziehungslager“ für die heimische Bevölkerung, aber vor allem als Durchgangslager für Deportierte, von dem aus die Gefangenen meist in -Konzentrationslager gebracht wurden.
„Es war nirgends so schlimm wie auf der Neuen Bremm.“
Sowohl Männer als auch Frauen waren Opfer von Gewalt und Erniedrigungen. Im Frauenlager herrschten äußerst schlechte hygienische Zustände, und es wurde hauptsächlich durch Enge, Sauerstoffmangel und weitere Schikanen Gewalt ausgeübt. Männliche Häftlinge erfuhren täglich Gewaltexzesse und massive Folter, bei denen die Opfer auch gezielt zu Tode gequält wurden. Es sind 82 Todesfälle im Männerlager belegt, unter ihnen mindestens fünf Polen. Wahrscheinlich waren es wesentlich mehr – da viele sicher kurze Zeit nach ihrer Verlegung in andere Lager an den Folgen ihrer Gefangenschaft in der „Neuen Bremm“ verstarben. Obwohl die Polizei fast alle Unterlagen vernichtete, lässt sich rekonstruieren, dass bis zu 20.000 Menschen im Lager inhaftiert gewesen sein müssen.
„Wenn man von der Neuen Bremm kam, konnte man hinkommen, wohin man wollte: es fiel einem immer ein Stein vom Herzen. Es war nirgends so schlimm wie auf der Neuen Bremm.“
So erinnerte sich der ehemalige französische Häftling Roger Vanovermeir, der im Oktober 1943 nur elf Tage im Lager Neue Bremm war, bevor er nacheinander die Konzentrationslager Buchenwald, Sachsenhausen, Natzweiler-Struthof und Dachau überlebte.
Die Verbrechen im Lager Neue Bremm fanden keineswegs im Geheimen statt. Das Lager war in der Nähe des Hauptfriedhofs gelegen, Baracken und Gelände vom öffentlichen Weg aus einsehbar. Die Schreie der Häftlinge waren zu hören, das Lager musste beliefert und Leichen abtransportiert werden. Die Einheimischen forderten außerdem Häftlinge zur Zwangsarbeit an.
Bild: Christof Schimsheimer, 2023.
Bild: Christof Schimsheimer, 2023.