Völklingen, Saarland

Das Leben der Zwangsarbeiter:innen und was heute noch daran erinnert

Die Arbeit war extrem hart, die Unterbringung schlecht, die Ernährung mangelhaft und medizinische Versorgung kaum zu bekommen. Gewalt war an der Tagesordnung. So lebten über 12.000 Menschen, die in der Völklinger Hütte Zwangsarbeit leisteten. Viele starben. An einigen Orten wird ihrer gedacht, es gibt aber auch noch viele Leerstellen.

Mangelversorgung, Arbeit und Gewalt

Die Zwangsarbeiter:innen wurden zunächst in überbelegten und ungeeigneten Unterkünften wie Lagerhallen, Schuppen, Tanzsälen und Turnhallen untergebracht. Die dann eigens errichteten umzäunten Lager bestanden aus ebenfalls überbelegten Baracken aus Holz oder Stahlblech. Dazu kamen einige Funktionsbaracken inklusive „Abortschuppen“ – oder Latrinen unter freiem Himmel.

Auch die Verpflegung war miserabel und völlig ungenügend, dazu nach Nationalitäten unterschiedlich rationiert. Wenn sich die allgemeine Versorgungslage wie im Winter 1943/44 verschlechterte, bekamen es die Zwangsarbeiter:innen als erste zu spüren. Die daraus folgenden Krankheiten wurden kaum medizinisch behandelt. Eine Versorgung mit Arbeits- oder anderer Kleidung fand praktisch nicht statt.

Die Arbeit war schwer – am Hochofen, in Zementfabriken, in der Kokerei und anderswo. Vielfach wurden die Menschen nach den langen Schichten in der Hütte noch zusätzlich zu sogenannten leichteren Tätigkeiten herangezogen. So kamen insgesamt oft mehr als 300 Stunden monatlich zusammen.

Die Zwangsarbeiter:innen erfuhren durch die Lageraufsicht und die Mitarbeiter des Werkschutzes Schikanen, Schläge und zum Teil schwere Misshandlungen. Je niedriger die Stufe war, auf der jemand nach den rassistischen Kriterien der nationalsozialistischen Ideologie stand, umso brutaler waren meist die Repressalien. Einige der Übergriffe führten zum Tod. Spätere Zeugenaussagen benennen Vorfälle, bei denen Menschen beim unerlaubten Birnenpflücken angeschossen wurden und später der Verletzung erlagen oder vom Werkschutz mit dem Gewehrkolben totgeschlagen wurden.

Zwangsarbeiter der Völklinger Hütte befüllen Strohmatratzen.

Bild: Hubert Kesternich.

Erinnerung an die Toten und die Überlebenden

In der „Ausländergedenkstätte“ auf dem Völklinger Waldfriedhof wird an 231 Tote aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs erinnert – von insgesamt mehr als 330 Verstorbenen. Im Jahr 2014 wurde vor dem damaligen Haupteingang zum „Weltkulturerbe Völklinger Hütte“ für die verstorbenen Zwangsarbeiter:innen eine Stolperschwelle ins Pflaster eingelassen. Im Innern der Hütte gibt es eine Rauminstallation zum Thema Zwangsarbeit: Ein enger Gang von Archivkisten führt zu einem Berg von schwarzen Kleidungsstücken. Aus dem Off werden die Namen der ehemaligen Zwangsarbeiter:innen geraunt. 

Über die künstlerische Bearbeitung hinaus die Namen, sowohl der Toten als auch der Überlebenden, zu nennen und ihre Geschichten zu erzählen, ist ein unverzichtbarer Teil von Erinnerung. Die Arbeit daran und die dafür nötige Forschung dauern noch an.

Die Installation soll Assoziationen an ein Archiv erzeugen und der Menschen gedenken, die in der Hütte Zwangsarbeit geleistet haben.

Bild: Julia Röttjer, 2024. 

Die „Ausländergedenkstätte“ auf dem Völklinger Waldfriedhof nennt die Namen von 231 Toten auf sechs Sammelgrabsteinen.

Bild: Stadtarchiv Völklingen, 2017.