Mordka Fischauf

Mordka Fischauf: Ein Jude als Strafgefangener im „Polenlager“ Eich

Im rheinhessischen Eich bei Worms mussten hunderte polnischer Häftlinge Schwerstarbeit leisten. Heute gibt es keine sichtbaren Spuren, die daran erinnern, dass die NS-Justiz hier ein verschärftes Straflager für polnische Häftlinge betrieben hatte.

Der Jude Mordka Fischauf wurde am 16. Oktober 1892 auf dem Gebiet des späteren deutsch besetzten Generalgouvernements geboren. Als Geburtsort, dessen korrekte Form sich nicht bestimmen lässt, wird Posedgön/Posedgoen oder auch Przedgorz angegeben. Auf einer nach dem Krieg ausgestellten Sterbeurkunde ist vermerkt, dass seine Frau Agnes hieß. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt.

 

Mordka Fischauf wohnte unter deutscher Besatzung zunächst im Reichsgau Wartheland, in Chocen (Choceń). Er wurde am 19. Februar 1942 als polnischer Strafgefangener von der Strafanstalt Schieratz (Sieradz) ins Polenlager Eich überstellt.  Seine Berufsbezeichnung lautet „Fleischer“, vorgeworfen wurde ihm „Schwarzschlachten“. Dies war ein besonders häufiger Vorwurf, weil dadurch Lebensmittel der staatlichen Bewirtschaftung entzogen wurden. Unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 waren Sondergerichte und strafverschärfende Bestimmungen selbst für mindere Delikte geschaffen worden. Nach verkürzten Verfahren ohne Schutz der Angeklagten wurden die Urteile sofort rechtskräftig. Die Sondergerichte beschäftigten sich oft mit Schwarzschlachtungen und verhängten schwere Strafen, in Mordka Fischaufs Fall zwei Jahre und zwei Monate Gefängnis.

 

Nach seiner Deportation in das sogenannte „Polenlager“ Eich zur Zwangsarbeit verstarb er ebendort am 1. April 1942, als Todesursache wurde „Darmkatarrh“ angegeben.

 

Mordka Fischauf wurde zunächst auf dem Gemeindefriedhof in Eich begraben. Im Jahr 1965 wurden er und andere Tote in Eich exhumiert und auf einem Ehrenfriedhof in Bingen-Dietersheim bei der Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus beigesetzt.

Auf dem Bild sieht man einen Rechteckigen Streifen von Pflastersteinen auf einer Rasenfläche vor drei steinernen Kreuzen. Zwischen den Pflastersteinen kann man vier größere, rechteckige, glatte Steine erkennen. Im hinteren Teil des Bildes erkennt man eine weitere, möglicherweise ähnlich Reihe von Pflastersteinen.
Die letzte Ruhestätte von Mordka Fischauf in Bingen-Dietersheim.

Julia Röttjer, 2024

Das Bild zeigt einen glatten Stein in Mitten kleiner Pflastersteine. Der Stein trägt die Inschrift: "Mordka Fischauf 16.10.1892 - 1.4.1942.
Auf dem Friedhof in Bingen-Dietersheim befindet sich ein nachträglich angebrachter Grabstein für den ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter. Hier ist seine letzte Ruhestätte.

Julia Röttjer, 2024.

Eich

Zwangsarbeit für Justizhäftlinge im „Polenlager“